zitrone schlüssel ball

ein hörstück über das verschwinden

„Um schnell zu ermitteln, wie es um die geistige Leistungs­fähig­keit eines Menschen bestellt ist, gibt es den Minimal-Mental-Status-Test, kurz: MMST. Mit den für diesen Test zusammen­gestellten Fragen und Übungen soll in erster Linie fest­gestellt werden, ob eine Person Anzeichen von Demenz aufweist. Eine Stelle des MMST betrifft die Merk­fähig­keit, dort muss die Testperson drei Begriffe wiederholen: Zitrone, Schlüssel und Ball.

 

Dass dieses Begriffstrio auch Ulrich Grebs Hörspiel den Titel gegeben hat, ist selbst­redend kein Zufall, denn das dokumentarisch grundierte Stück widmet sich den mit steigender Lebenserwartung in der heutigen Gesellschaft immer häufiger auf­tretenden Demenzerkrankungen.“

Rafik Will, medienkorrespondenz.de, Dez. 2016

Der Musiker Ralf Kaupenjohann hat mit Zitrone Schlüssel Ball ein Hörstück produziert, welches mit einem Musiker und vier Lautsprechern aufgeführt werden kann. Das Publikum sitzt im Kreis, in der Mitte der Musiker. Die Texte, aber auch die Geräusche und Klänge, kommen aus den vier Raumecken. Es entsteht ein komplexes Klangerlebnis, dem man sich nicht entziehen kann. Nach der Aufführung ist eine Gesprächsrunde mit dem Publikum obligatorisch.


Der Text stammt von Ulrich Greb, dem Intendanten des Moerser Schloss­theaters. Die Grundlage für das Manuskript bilden Interviews und Gespräche mit dementen Menschen und ihren Angehörigen, mit Selbsthilfe­gruppen, Pflegern und Ärzten. Fünf SchauspielerInnen leihen den agierenden Personen ihre Stimmen.



„Ich habe dieses Stück im Rahmen des renommierten moers festival bei einer Aufführung im Dunkelzelt kennengelernt. Ulrich Greb bat mich, bei der Umformung des gleichnamigen Theaterstücks in ein Hörstück auf meinem Akkordeon Zwischenmusiken zu spielen. Nach ersten Gesprächen wurde schnell klar, dass diese Thematik in einer derartigen außer­gewöhnlichen Spiel­stätte und Anord­nung von Publikum und Akteuren mehr benötigt als eine musikalische Unter­malung. Kurz nach dieser Auf­führung wurde bei meinem Vater Morbus Alz­heimer diagnostiziert, was auch zu seinem Tod führte. Es ist mir daher ein persön­liches Anliegen, dieses Stück einem größeren Kreis von Menschen bekannt zu machen. Um den organisa­torischen Rahmen über­schaubar zu halten, ent­stand die Idee der hybriden Live-Performance: Die Texte und ergän­zenden Geräusche und Klänge werden technisch wieder­gegeben, die Musik erklingt live. In meiner Arbeit mit Ensemble DRAj ist mir das Lied kinderjorn (Kindheit) sehr ans Herz gewachsen, es bildet den thematischen Leitfaden.“

Ralf Kaupenjohann


 

referenzen:

 

    • nominiert für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik
    • Aufführung im Schlosstheater Moers 2015
    • nominiert als Hörspiel des Monats November 2016 auf hörspielkritik.de
    • Erstsendung im Radio Bozen des italienischen Staats-Senders RAI am 9. Septzember 2016
    • Deutsche Erstsendung im Radio Bremen am 20./21. November 2016

presse:


„Und so kann man sagen, dass dem von Akkordeonmusik untermalten Hörspiel etwas gelingt, was bei der Beschäftigung mit Demenz gar nicht so einfach ist: Die Träger dieses Krankheitsbildes werden nicht (nur) eingesetzt, um als passive Betrachtungsobjekte beim Hörer Mitleid zu erregen oder auch Belustigung hervorzurufen, sondern sie werden als Repräsen­tanten eines sozialen Phänomens in Szene gesetzt; eine besondere Bedeutung kommt dabei ihrem Umfeld zu.“

Rafik Will, medienkorrespondenz.de, Dez. 2016


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